Wenn der Frühling in den Sommer übergeht, taucht die alte Börsenweisheit „Sell in May and go away“ wieder auf und entfacht die übliche Debatte unter den Anlegern. Doch in diesem Jahr hat diese saisonale Weisheit möglicherweise nicht viel Gewicht.
Auf dem heutigen Markt – wo Schlagzeilen über die Geldpolitik und den globalen Handel im Mittelpunkt stehen – sagen viele Analysten, dass es irreführend sein könnte, sich auf überholte saisonale Muster zu verlassen. Angesichts der nach wie vor herrschenden Ungewissheit, insbesondere in Bezug auf die Beziehungen zwischen den USA und China und den nächsten Schritt der Fed, könnte es verfrüht sein, sich zurückzulehnen, nur weil es Mai ist.
„Dieser Markt läuft nach einem ganz anderen Drehbuch“, sagt Larry Tentarelli vom Blue Chip Daily Trend Report. Er weist darauf hin, dass die vermeintliche Mai-Ausstiegsstrategie in den letzten zehn Jahren nicht besser abgeschnitten hat, als wenn man voll investiert geblieben wäre.
Historisch gesehen hat diese Idee ihren Ursprung in Großbritannien, wo die Anleger in den ruhigeren Sommermonaten aus dem Markt ausstiegen und nach einem Pferderennen im Herbst wieder einstiegen. Eine Zeit lang, vor allem von den 1960er bis Mitte der 1980er Jahre, war diese Strategie sinnvoll – die Sommerrenditen hinkten in der Regel hinterher. Doch nach dem Crash von 1987 wendete sich das Blatt, und das Halten von Aktien während des Sommers wurde zu einer langfristig profitableren Strategie.
Tatsächlich zeigen die Zahlen von LPL Financial, dass der S&P 500 von Mai bis Oktober zwar in der Regel schlechter abschneidet – im Durchschnitt nur 1.8% seit 1950 -, dass diese Monate aber dennoch in fast zwei Dritteln der Fälle positive Renditen liefern. Das ist kein starkes Argument für einen vollständigen Ausstieg aus dem Markt.
Dennoch bringt das diesjährige Umfeld neue Probleme mit sich. „Zölle und die Politik der Zentralbanken sind im Moment die wahren Treiber“, sagt Adam Turnquist von LPL. „Die Saisonalität kann zwar einen Hinweis darauf geben, was passieren könnte, aber sie spiegelt nicht die täglichen Kräfte wider, die die Marktrichtung bestimmen.
Nach einem volatilen ersten Quartal haben sich die US-Indizes im April wieder erholt, aber die Anleger bleiben vorsichtig. Einige, wie Tentarelli, sehen in den Kursrückgängen eher eine Chance als ein Signal zum Ausstieg. „Wir befinden uns in einem nachrichtengesteuerten Zyklus“, stellt er fest. „Rückschläge sind Einstiegspunkte, keine Ausstiegshinweise“.
Andere, wie Mark Malloch von Siebert Financial, sind skeptisch, dass die Saisonalität allein ausreicht, um strategische Schritte zu unternehmen. „Nur weil ein Trend in der Vergangenheit existierte, ist er heute noch nicht verlässlich“, sagt er.
Andrew Briggs von Plaza Advisory teilt diese Ansicht. Er erkennt zwar den starken Aufschwung im April an, warnt aber davor, ihn als grünes Licht für einen Ausverkauf zu interpretieren. „Es gibt keine zwingenden Beweise, die darauf hindeuten, dass wir uns vom Markt abwenden sollten, nur weil der Kalender dies sagt“, sagt er.
In einem Jahr, das von wechselnden politischen Winden und unvorhersehbaren Entwicklungen beherrscht wird, sollten Anleger alte Sprüche überdenken – oder sie zumindest mit viel mehr Vorsicht anwenden.
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